Warum sind pflanzliche Lebensmittel selten vegan und warum ist der biozyklisch-vegane Anbau der Schlüssel zu einer tierleidfreien Welt? Wir zeigen auf was es braucht, um diese Anbauform zu verbreiten, was Düsseldorf-Vegan dazu beiträgt und wie du selber den biozyklisch-veganen Anbau fördern und unterstützen kannst.
Was ist denn an Gemüse nicht vegan?
Klar, Gemüse, Kartoffeln, Getreide und Obst sind Pflanzen und damit grundsätzlich vegan.
Doch wenn du dir anschaust, wie diese Lebensmittel angebaut werden, wirst du schnell erkennen, dass pflanzliche Lebensmittel sehr oft nicht vegan produziert sind.
Im konventionellen Anbau sind chemisch-synthetische Dünger, mineralische Dünger sowie organische Dünger zugelassen.
Im Ökolandbau dürfen lediglich bestimmte mineralische Dünger und organische Dünger verwendet werden.
Organische Dünger im Anbau
Zu den organischen Düngern zählen Gründünger, Mulch, organische Resstoffdünger, Kultursubstrate wie kompostierter Bioabfall oder Torf, Klärschlämme, Gärreste und Dünger tierlichen Ursprungs. Bei diesen kann es sich um Gülle, Mist, Jauche aber auch um Schlachtabfälle handeln.
Im Bioanbau dürfen Gülle und Mist nur aus Biobetrieben kommen. Schlachtabfälle, wie Hornspäne, Knochenmehl, Blutmehl können jedoch aus konventionellen Betrieben kommen und werden oft sogar aus Übersee importiert.
Tierliche Dünger
Im konventionellen Anbau sind (laut EU Verordnung EG 1069/2009) die meisten tierlichen Nebenprodukte im Dünger erlaubt. Hier darf nahezu alles zu Dünger verarbeitet werden! Sogar ganze “Schlachtkörper” oder Körper von Wildtieren.
Im Bioanbau ist die Liste erlaubter Schlachtabfälle kürzer. Dennoch dürfen beim EU Biolabel EU 2021/1165 immer noch Blut- und Knochenmehl verarbeitet werden. Diese sind bei den deutschen Bioverbänden wie Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis nicht erlaubt. Erlaubt sind allerdings Hornspäne, Horn, Hufmehl, Federmehl, Haare und Wolle. Wolle kommt oft in Form von Schafswoll-Pellets und im besten Fall von lebenden Schafen – wobei anzunehmen ist, dass diese Schafe oft nicht in einer kooperativen Weise mit den Menschen leben, sondern als Produktionsmittel ausgebeutet werden.
Es werden also Schlachtabfälle, tierliche Lebensmittelabfälle und weitere tierliche Produkte wie Wolle und Haare, sowie tierliche Exkremente wie Gülle und Mist als Dünger genutzt. Damit unterstützen auch VeganerInnen durch den Kauf von Gemüse, welches nicht vegan angebaut wurde, massives Tierleid. Die verwendeten Düngemittel sind nicht deklariert, du kannst somit gar nicht vermeiden, solche Produkte zu kaufen. Im konventionellen Anbau hätte man eventuell die Chance, Gemüse zu kaufen, das mit chemischem Dünger angebaut wird. Dieser wird jedoch unter hohem Energieaufwand erzeugt und ist schlecht für die Bodengesundheit und Biodiversität. Zudem ist auch dies nicht deklariert und beim konventionellen Anbau kommt noch hinzu, dass diese Anbauform Pestizide und Fungizide einsetzt, somit das Artensterben antreibt und der Biodiversität doppelt schadet!
Gülle und Mist kommen aus Mast- und Milchbetrieben. Somit unterstützt die Verwendung von Gülle und Mist als Dünger ebenfalls die Tierausbeutung und erhält diese Aufrecht.
Zudem sind Gülle und Mist mit einem hohen Methanausstoss verbunden und damit klimaschädlicher als Kompost, Gründünger oder Mulch.
Unsere Äcker dürfen nicht als Mülltonne für den Abfall der Tierindustrie missbraucht werden – VeganerInnen wollen keine Produkte unterstützen, die auf Tierleid basieren!
Siehe dazu auch das folgende Video vom Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.
Die Lösung: Der vegane Ökolandbau
Beim veganen Ökolandbau wird mit rein pflanzlichen Düngemitteln gearbeitet. Dabei wird mit pflanzlichem Kompost, Mulch, pflanzlicher Jauche, Gründünger, Agroforst und Humuserde gearbeitet. Idealerweise wird sogar eine geschlossene Kreislaufwirtschaft (zyklische Landwirtschaft) erreicht. Das bedeutet, dass die Nährstoffe, die dem Boden durch die Ernte entnommen werden, durch pflanzliche Dünger ausgeglichen werden. Optimal ist es, wenn dies komplett lokal, also ohne Einbringung von hof-externen Düngemitteln erfolgt. So arbeitet zum Beispiel die Tolhurst Farm in England, die nicht nur gute Erträge abwirft (Iain Tolhurst versorgt ca. 400 Familien ganzjährig mit Gemüse), sondern sehr stark die Bodengesundheit und die Biodiversität fördert (1.500 Würmer/qm).
Biozyklisch-Veganer Anbau in Deutschland
In Deutschland wird der zyklische vegane Ökolandbau durch den Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. vertreten. Auch zertifiziert der Förderkreis Betriebe mit dem biozyklisch-veganen Gütesiegel (ein seit 2017 vom IFOAM anerkanntes Bio-Siegel).
Mit diesem Siegel könnt ihr euch 100% sicher sein, dass keine Tiere für euer Gemüse, euer Getreide, eure Hülsenfrüchte, euer Obst oder eure Speiseöle ausgebeutet oder gar getötet werden!
In Deutschland gibt es einige wenige Betriebe und Solawis, die bio-vegan arbeiten und das biozyklisch-vegane Gütesiegel haben, wie z.B.
Biozyklisch-veganer Anbau International
Der biozyklisch-vegane Anbau wird international durch das International Biocyclic Vegan Network vertreten.
In England gibt es zudem das Vegan Organic Network, das auch die Tolhurst Farm mit dem Lable Stockfree Organic zertifiziert hat.
Warum hat der vegane Ökolandbau eine Schlüsselrolle für die Befreiung der Tiere und die Zukunft des Planeten?
Es ist allgemeiner Konsens, dass die tierbasierte Landwirtschaft drastisch reduziert werden muss, das heisst die Tierzahlen müssen reduziert werden.
So wurden in den Niederlanden jüngst 700 Millionen Euro bereitgestellt, um LandwirtInnen beim Ausstieg aus der Tierhaltung zu unterstützen.
Dies hat primär Klima- und Umweltgründe und keine tierethischen Gründe. Der Effekt, d.h. weniger ausgebeutete Tiere, ist zumindest ein Anfang und ein Beispiel auch für Deutschland. Bei uns gibt es seit Ende 2023 einen Budgettopf von leider lediglich 38 Millionen Euro für die Förderung alternativer Proteinquellen. Diese Förderung umfasst auch Umstiegshilfen für den Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung.
Aus veganer Sicht muss es natürlich das Ziel sein, die Anzahl der ausgebeuteten Tiere auf Null zu bringen. Das bedeutet nicht, dass es gar keine Tiere, welche aktuell als sogenannte “Nutztiere” bezeichnet werden, mehr geben wird. Stattdessen kann und soll es Tiere geben, die nicht mehr “genutzt”, die nicht mehr ausgebeutet werden. Es ist denkbar, Mensch-Tier-Beziehungen auf Kooperation zu entwickeln, so dass Menschen und Tiere sich gegenseitig unterstützen.
Der biozyklische-vegane Anbau bedeutet die Befreiung der Tiere aus dem landwirtschaftlichen Kreislauf!
Eine Reduktion der Tierzahlen bedeutet automatisch, dass weniger tierlicher Dünger verfügbar ist.
Die Tierindustrie behauptet, dass Tiere essentiell für die landwirtschaftlichen Kreisläufe sind. Siehe zum Beispiel die aktuelle Pressemitteilung von Erzeugerverbänden, welche die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE kritisieren: “Tierhaltung und Pflanzenbau bedingen einander im natürlichen landwirtschaftlichen Nährstoffkreislauf; der tierische Wirtschaftsdünger ist die Basis für das Pflanzenwachstum”.
Der vegane Ökolandbau zeigt jedoch, dass es eben auch ohne tierlichen Dünger sehr gut möglich ist, Ackerbau zu betreiben und die Menschen zu versorgen.
Eine tierfreie, vegane, ökologische Landwirtschaft ist wesentlich nachhaltiger als jegliche tierbasierte Landwirtschaftsform.
Die tierbasierte Landwirtschaft ist für ca. 20% der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Siehe dazu unseren Blogartikel zu den Nachhaltigkeitszielen der UN.
Die biozyklisch-vegane Landwirtschaft führt zu gesunden Böden und steigert die Biodiversität, wie im Beispiel der Tolhurst Farm.
Weitere Informationen zu den positiven Effekten gibt es beim Förderkreis:
Diese Effekte sind dabei keine Selbstläufer. Es braucht gute Planung und Erfahrung und ein Um- und Neudenken bestehender landwirtschaftlicher Verfahren. Glücklicherweise gibt es viele Beispiele von denen Umsteiger lernen können und es gibt vielfältige Unterstützung durch den Förderkreis.
Zu wenig Ökolandbau in unserer Region
Der Bund und das Land NRW streben an, im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele, den Anteil des Ökolandbaus bis 2030 auf 20% zu erhöhen.
( Schaue dir auch unseren Blog zum Thema Nachhaltigkeitsziele an)
Momentan sind wir in NRW davon weit entfernt. In NRW liegt der Ökoanteil der Betriebe bei 6,7% und der Anteil der Fläche bei 6,1%.
Betrachtet man die Kurvenverläufe, stellt man fest, dass die Zahlen stagnieren bzw. seit 2021 sogar rückläufig sind.
In den Grafiken des statistischen Landesamts NRW wird dies weniger deutlich, da Zahlen von 2020 und 2023 gegenübergestellt werden!
Weitere statistische Daten findest du hier.
NRW hinkt damit in Bezug auf den Ökolandbau in Deutschland weit hinterher:
Wie viel veganen Ökolandbau gibt es in unserer Region um Düsseldorf?
Leider gibt es bei uns und auch in ganz NRW keinen einzigen Betrieb, der biozyklisch-vegan wirtschaftet.
Wir finden, das muss sich dringend ändern!
Und nun? – Was wir erreichen wollen
Wir sehen es als dringend notwendig an, die gesamte Wertschöpfungskette biozyklisch-vegan zu gestalten, von der Erzeugung, über die Weiterverarbeitung bis hin zum Handel oder der direkten Vermarktung.
Das bedeutet:
Den Anteil des biozyklisch-veganen Anbaus in der regionalen Gemüse-, Getreide-, Hülsenfrüchte- und Obstproduktion zu erhöhen.
Das Angebot biozyklisch-veganer Produkte in unserer Region zu erhöhen.
Die Motivatoren haben wir hier noch einmal zusammengestellt:
Wir gehen davon aus, dass viele VeganerInnen und VegetarierInnen nicht wissen, dass sogar im Biobereich Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte und Obst mit tierlichen Substanzen, sogar Schlachtabfällen, gedüngt werden.
Wir gehen auch davon aus, dass VeganerInnen und VegetarierInnen keine Produkte verzehren möchten, die mit tierlichen Substanzen gedüngt werden, insbesondere nicht die VeganerInnen.
Weiterhin gehen wir davon aus, dass sich immer mehr Menschen "gesund" und nachhaltig ernähren möchten und ökologisch produzierte Produkte bevorzugen.
Daher ist die Kombination von ökologisch und vegan zukunftsfähig und eine steigende Nachfrage nach Produkten, die biozyklisch-vegan produziert wurden, ist zu erwarten.
Der Anteil der VeganerInnen in den jüngeren Zielgruppen (Gen Z und Millennials) liegt bei 16% vs. 2% in der Durchschnittsbevölkerung und wird die Ernährungswende beschleunigen
Wir sehen den biozyklisch-veganen Anbau als relevant an für die Beibhaltung, wenn nicht sogar Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität
Nachhaltiger, ökologischer Ackerbau ohne jegliches Tierleid geht nur biozyklisch-vegan.
Der biozyklisch-vegane Anbau widerlegt das Argument der Tierindustrie, eine Kreislaufwirtschaft brauche Tiere.
Und ebnet so den Weg zu einer drastischen Reduktion der Tierzahlen mit dem ultimativen Ziel die Tierausbeutung gänzlich zu beenden
Was schon geschah und was wir vorhaben
Der biozyklisch-vegane Anbau ist eines unserer Herzensthemen. Mit verschiedenen Maßnahmen und Aktionen fördern wir die Bekanntheit dieser Anbauform und sensibilisieren die Menschen, speziell die VeganerInnen, dafür, dass ihr Gemüse nicht vegan, nicht tierleidfrei ist.
Anfang 2024 haben wir das Thema biozyklisch-veganer Anbau auf der “Wir haben es satt” Demo vertreten.
© Düsseldorf-Vegan
Als Mitglieder der Solawi Düsseldorf haben wir die AG Veganer Anbau gegründet mit dem Ziel, die wenigen tierlichen Dünger, die dort momentan genutzt werden (Pferdemist und Schafswollpellets) durch bio-vegane Alternativen zu ersetzen.
Im Sommer haben wir die Tolhurst Organic Farm in England besucht. Iain Tolhurst ist einer der Pioniere im biozyklisch-veganen Anbau. Ein Vortrag über das Anbau-Konzept der Tolhurstfarm ist in Planung.
Schließlich bringen wir das Thema auch in die Regionalwert AG Rheinland ein, die sich für den Ausbau einer ökologischen Landwirtschaft und nachhaltigen Wertschöpfungskette ein.
Wir haben den biozyklisch-veganen Anbau auf der Vollversammlung vorgestellt und planen einen Vortrag von Experten für die Betriebe und AktionärInnen.
Der biozyklisch-vegane Anbau ist die Lösung für viele Probleme. Er ermöglicht eine vollständig tierleidfreie Landwirtschaft und er ermöglicht, vollständig vegane Lebensmittel zu konsumieren.
Diese Anbauform braucht UnterstützerInnen. Sie braucht mehr Bekanntheit, mehr Erzeuger, mehr Produkte, die dann per Direktvermarktung oder über den Handel die KonsumentInnen erreichen.
Du kannst auf vielfältige Weise unterstützen:
Informiere dich weiter
Kaufe biozyklisch-vegane Produkte!
Informiere dein veganes Umfeld, teile das “Ist Gemüse Vegan?” Video
Verbreite Infomaterial
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Werde aktiv im Förderkreis
Werde Mitglied in der Solawi Düsseldorf und mache mit bei der AG Veganer Anbau
Frage Bio-LandwirtInnen in unserer Region nach biozyklisch-vegan erzeugten Produkten
Erwerbe Mitsprache/rede Rechte in Vereinen und Organisationen, um den biozyklisch-veganen Anbau dort bekannt zu machen
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