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AutorenbildUwe Käufer

SDG18 – Zero Animal Exploitation

Aktualisiert: 27. Okt.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN fokussieren auf die Menschen und berücksichtigen nicht-menschliche Tiere, speziell die sogenannten Nutztiere, mit ihren Rechten und Bedürfnissen nicht. Der katastrophale, negative Einfluss der Tierindustrie auf alle 17 Ziele wird nicht thematisiert. Wir brauchen das SDG18 – Zero Animal Exploitation!


In 15 Jahren zu einer besseren Welt?

Mit der Agenda 2030 verpflichteten sich im Jahre 2015 die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur Erfüllung der 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) mit ihren insgesamt 169 Unterzielen. Die Ziele stellen einen Leitfaden dar, um den großen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Armut, Ungleichheit, Ausbeutung, Umweltverschmutzung, Frieden und Gerechtigkeit zu begegnen und eine nachhaltige Zukunft für alle (Menschen) zu erreichen. Die 17 SDGs sind die Basis für die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, die Nachhaltigkeitsstrategie von Nordrhein-Westfalen und die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Stadt Düsseldorf.

Während die 17 Ziele auf UN-Ebene abstrakt beschrieben sind, werden diese auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene konkretisiert und diversen Maßnahmen zugeordnet. 

Der Zielerreichungsfortschritt wird gemessen und in Form eines jährlichen Berichts bereitgestellt. Die Ziele sind ambitioniert und begrüßenswert – gleichzeitig werden unsere tierlichen Mitlebewesen nahezu gar nicht mit einbezogen.

Da hat jemand die Ziele ohne die Tiere gemacht

Der Satz “eine nachhaltige Zukunft für alle” bezieht sich auf die Menschen und schließt nicht-menschliche Tiere, speziell die Gruppe der sogenannten “Nutztiere” aus. Dies ist eine anthropozentrische Sichtweise, die zum einen die komplexen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zwischen Menschen und nicht-menschlichen Tieren vernachlässigt und zum anderen nicht-menschlichen Tieren kein Recht auf eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft zugesteht – und dies, obwohl jedes zweite Säugetier eine sogenanntes “Nutztier”, ein ausgebeutetes Tier ist. 

Die unvorstellbaren Ausmaße der Tierausbeutung werden deutlich, wenn man sich die Anzahl der in 2022 geschlachteten Tiere anschaut:


 

> 82,000,000,000 Landlebewesen, davon 

> 75,000,000,000 Hühner und zusätzlich

> 91,000,000 Tonnen Wasserlebewesen


 

Die Ausbeutung der Tiere verhindert die Erreichung der SGDs

Auf keiner der vier Ebenen, UN, Bund, Land, Kommune finden sich konkrete Maßnahmen zur Reduktion oder gar Abschaffung von auf Tierausbeutung basierender Systeme.


Dies ist sehr erstaunlich, da insbesondere das tierbasierte Ernährungssystem 

  • unvorstellbares Tierleid verursacht, 

  • die Klimakrise vorantreibt, 

  • Böden- und Gewässer zerstört, 

  • die Biodiversität verringert, 

  • auf sozialer Ungerechtigkeit und Machtausübung basiert, 

  • Krankheiten verbreitet 

  • und Medikamente unwirksam werden lässt


Die Tierausbeutung verhindert die Erreichung jedes einzelnen Nachhaltigkeitsziels in unterschiedlich starker Art und Weise.


Dazu folgendes Beispiel.


SDG2 - Kein Hunger

Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.


Der Unterpunkt SDG2.4 fordert speziell:  


Bis 2030 Gewährleistung nachhaltiger Lebensmittelproduktions-Systeme und Anwendung widerstandsfähiger landwirtschaftlicher Praktiken, die die Produktivität und Produktion steigern, zur Erhaltung der Ökosysteme beitragen, die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel, extreme Wetterbedingungen, Dürre, Überschwemmungen und andere Katastrophen stärken und die Bodenqualität schrittweise verbessern.


Was machen Bund, Land und Kommunen?

Folgende Maßnahmen zur Erreichung des SDG2 finden sich in den Nachhaltigkeitsstrategien von Bund, Land NRW und der Stadt Düsseldorf:


  • Reduktion des Stickstoff-Überschusses auf 70 kg/ha (Bund) bzw. 60 kg/ha (Land)

  • Ausbau der Ökologischen Landwirtschaft auf 20% (Bund, Land)

  • Förderung nachhaltig arbeitender Staaten (Bund)

  • Projekt “Essbare Stadt” (Stadt Düsseldorf)


Eine Reduktion und final die Abschaffung der tierbasierten Landwirtschaft ist zur Erreichung des SDG2 zwingend notwendig, wird jedoch von keiner der drei Ebenen explizit gefordert. 


Der Zielerreichung stehen die Auswirkungen der tierbasierten Landwirtschaft entgegen:


  • Futtermittelanbau auf > 80% der weltweiten Ackerfläche ; auf 60% in Deutschland

  • 60% der Getreideernte in Deutschland wird für Tierfutter verwendet

  • Landnutzungsänderung (Vernichtung von Wäldern, Trockenlegung von Mooren) für den Futtermittelanbau oder Weideflächen 

  • Treiber der Klimakrise mit einem Anteil von über 20% an den globalen Treibhausgasemissionen

  • Tierliche Lebensmittel liefern nur 18% der weltweiten Kalorien und 37% der Proteine

  • Zerstörung der Böden und Gewässer durch Überdüngung


Das heißt, unsere Lebensmittelsicherheit wird durch die extreme Ineffizienz und den enormen Flächen- und Wasserverbrauch der tierbasierten Landwirtschaft gefährdet.

Der hohe Beitrag zur Klimakrise führt zu Dürren und Extremwettern, welche die Ernten vernichten – dies auch in Europa und in Deutschland.


In Deutschland wird auf 60% der Ackerfläche Tierfutter angebaut. Diese Futtermittel können entgegen der allgemeinen Meinung natürlich auch für die Produktion von Lebensmitteln für den Menschen verwendet werden. Prof. Longin macht dies für den Weizen deutlich:  “Aktuell wird nur 30% unserer Weizenproduktion für Backzwecke benötigt, wir bauen aber mehr als 80% backfähigen Weizen an”. [Quelle: TopAgrar].


Zusätzlich zum inländisch produzierten Tierfutter müssen je nach Berechnung zwischen 20% und 40% des Proteins für das Tierfutter importiert werden. Dies zu großen Teilen aus Südamerika, wodurch Regenwaldabholzung und die Vertreibung indigener Volksgruppen gefördert wird. [Quelle: BLE]. 


Irrsinnigerweise werden trotz eines Selbstversorgungsgrades (SVG) bei Fleisch in Deutschland von über 120% zusätzlich lebende Tiere und Fleisch importiert. Im Falle von Schweinefleisch liegt der Grund darin, dass die Nachfrage der Deutschen nach sogenannten “Edelteilen” wie Schinken, Filet usw. nicht gedeckt werden kann, während unerwünschte Teile wie Kopf und Füsse zum Beispiel nach Asien exportiert werden. Auch wird in erheblichem Maße Fleisch aus Südamerika importiert. [Quelle: Bundestag S.49]


Deutschland quillt bildlich gesprochen vor Tierprodukten auf Basis von Fleisch und Milch über, während der Selbstversorgungsgrad von gesundheitsförderndem Gemüse und Obst lediglich bei nur 36% und 23% liegt und dieses massiv importiert werden muss. Auch bei heimischem Obst wie Äpfeln liegt der SVG nur bei 57%. [Quelle: Landwirtschaft.de]. 


Konkrete Maßnahmen bzw Ergänzungen zu den oben genannten Zielen auf Bundes-, Landes und kommunaler Ebene wären zum Beispiel:



SDG18 - Abschaffung der Ausbeutung der Tiere



Die Organisation Beyond Cruelty fordert von der UN die Aufnahme eines 18. Nachhaltigkeitsziels – die “Abschaffung der Ausbeutung der Tiere”. 

Dies ist ein Schlüssel Ziel zur Erreichung der 17 bestehenden Ziele, da die Auswirkungen der Tierindustrie auf alle Systeme des Planeten gravierend sind. 

Es fehlt ein sehr großes Puzzlestück zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Problems und die Problemlösung kann niemals vollständig sein. Scheinbar hat die UN auch extra einen Platz für ein 18. SDG freigelassen …

Beyond Cruelty analysiert auf der Seite sdg18.org jedes Ziel und arbeitet heraus, wie die Tierausbeutung die Zielerreichung blockiert.

Auf den SDG18 Seiten wird leider nicht ganz klar, dass neben der Abschaffung der Tierausbeutung natürlich auch die Bedürfnisse aller Tiere in den 17 Nachhaltigkeitszielen berücksichtigt werden sollten.


Lösungen - vegane Lebensweise und vegane, ökologische Produktion und Forschung

Das Gegensystem zu dem aktuellen, auf Tierausbeutung basierenden Lebensmittel System, ist die vegane Ernährung in Kombination mit einer veganen, regionalen und ökologischen Kreislauf Landwirtschaft. Tiere werden dabei weder für Nahrung noch für die Produktion von Dünger benötigt. 

Ein Wegfall der Tierindustrie erfordert auch ein Umdenken in anderen Produktionsbereichen, in denen bisher tierliche Anteile verwendet werden, wie z.B. Mode, Automobile, Pharma und Chemie.

Auch die Grundlagenforschung und speziell die medizinische Forschung werden von einem Umstieg auf human-basierte Methoden profitieren.


Es ergeben sich folgende positive Effekte:

  • Extreme Reduktion von Tierleid

  • Steigerung der Nahrungseffizienz durch direkte Verwertung von pflanzlichen Lebensmittel durch den Menschen 

  • Steigerung der Ernährungssicherheit

  • Einsparung von Treibhausgasen

  • Verbesserung der Bodengesundheit

  • Verbesserung der Wasserqualität

  • Flächennutzungs-Gerechtigkeit

  • Renaturierung frei werdender Flächen

  • Steigerung der Biodiversität

  • Soziale Gerechtigkeit

  • Förderung der Gesundheit

  • Vermeidung von Zoonosen und Antibiotikaresistenzen

  • Verbesserte Medikamente durch eine moderne, human-basierte Forschung

  • Reduktion von Gewaltpotenzialen 


Und wie kann das gehen?

Jede einzelne Person kann in ihrem persönlichen Bereich beitragen: durch eine Ernährungsumstellung auf eine pflanzenbasierte, idealerweise vegane Ernährung, den Konsum veganer Produkte und durch persönlichen Aktivismus.


Um das System Tierausbeutung abzuschaffen, bedarf es allerdings zusätzlicher Maßnahmen auf globaler, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.


Hier setzt der Plant Based Treaty (PBT) an. Der PBT – “Vertrag auf Pflanzenbasis” –  ist eine weltweit agierende NGO aus Kanada, die das Ziel hat, mit ihrer gleichnamigen Kampagne die Klimakrise zu bekämpfen. Der PBT umfasst einen Forderungskatalog, der das Pariser Klimaabkommen um Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen (THG) durch das Lebensmittelsystem, insbesondere durch tierbasierte Lebensmittel, ergänzt. Weitere Informationen zum PBT findest du in unserem Blog zum PBT.



Durch politische Vorgaben müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um einen Umstieg auf ein pflanzenbasiertes Ernährungssystem in die Wege zu leiten.


Ideen für Maßnahmen auf kommunaler Ebene

Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung auf eine pflanzenbasierte idealerweise vegane Ernährung

  • Informations- und Bildungskampagnen zum Einfluss von Tierprodukten auf die Nachhaltigkeit

  • Keine Genehmigungen für den Bau von weiteren Tierhaltungsanlagen und Schlachthäusern

  • Strengere (Video-) Überwachung und Kontrolle bestehender Schlachthäuser und Tierhaltungsanlagen und Schliessung im Falle von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz

  • Förderung einer gerechten und bezahlbaren Landverteilung im Stadtgebiet an kleine Betriebe

  • Förderung von lokalen, veganen Wertschöpfungsketten

  • Förderung von regionalem, veganen, ökologischen Anbau im Umkreis der Stadt

  • Kommunale Veranstaltungen mit pflanzenbasierten, idealerweise veganem Catering

  • Förderung von Ausstiegsprogrammen aus der Tierhaltung

  • Förderung einen neuen Mensch-Tier Verhältnisses auf Basis einer gerechten Multispezies Gesellschaft – zum Beispiel durch Unterstützung von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche wie Lebenshof Besuche, Theateraufführungen, Vorträge, Seminare und Workshops in den Kindergärten und Schulen

  • Einbeziehung der Thematik der Tierausbeutung und der Tierethik in der kommunalen Kunstszene durch Förderung von Künstlern, Ausstellungen und Konzerten mit diesem Themenfokus


 

Ohne das SDG18 – Zero Animal Exploitation werden wir die 17 Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen. Das SDG18 bringt die Tierausbeutung auf die globale Tagesordnung und bringt die Menschheit im besten Fall einem gerechten, modernen, ethischen Mensch-Tier-Verhältnis auf Augenhöhe näher.

 

Du kannst das SDG18 unterstützen indem du:


  • dich tiefergehend mit dem SDG18 beschäftigst

  • dich für eine pflanzenbasierte oder gar vegane Lebensweise entscheidest

  • in deinem Umfeld Maßnahmen gemäß des Plant Based Treaty umsetzt und unterstützt – endorse the plant based treaty

  • die SDG18 Petition unterzeichnest

  • an der SDG18 Webinar Reihe teilnimmst

  • die Ideen des SDG18 und des Plant Based Treaty weiterverbreitest und bei der Planung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene platzierst



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