Moby war im September auf einer kurzen Europatour. Sieben Städte in acht Tagen. Eine davon Düsseldorf. Und wir waren mit drei weiteren AktivistInnen und einem Stand der Albert Schweitzer Stiftung vor Ort. Wie es dazu kam?
Moby erzählt in seinem Podcast, dass die für ihn beste Version eines Konzertes eigentlich die folgende ist: aus seinem Haus in seinen Garten zu gehen, ein paar Freunde einzuladen, vegane Pizza zu essen und auf seiner Akustik-Gitarre Songs von den Eagles zu klampfen. Reisen, nicht in seinem eigenen Bett zu schlafen, nicht seinem gewohnten Tagesablauf nachgehen zu können, ist nicht sein Ding. Also, was ist seine Motivation?
Ein ungewöhnliches Anliegen
Am 7. September ploppt ein ungewöhnliches Anliegen in der WhatsApp-Gruppe der Albert Schweitzer Aktionsgruppe Düsseldorf auf. “Moby würde sich freuen, wenn die Albert Schweitzer Stiftung jeweils einen Infostand zu seinen Konzerten (in Berlin und Düsseldorf) betreut”. Ähm…soll das ein Scherz sein? Nein, es ist wirklich ernst gemeint. Und ja, klar…mega! Uwe, Petra und ich sind sofort dabei und spontan kommen noch Chris und Pätrick dazu. Thomas, der die AG Düsseldorf leitet, bringt Equipment vorbei, die Zentrale ein Paket mit Infomaterial auf den Weg. Am Vorabend des Konzerts gibt’s dann in unserer Küche einen Infostand-"Rehearsal" (wie bauen wir am schönsten auf) und gut geprepped geht es am Montagnachmittag, den 23. September, zur Mitsubishi Electric Halle.
Wegen Currywurst fast gecancelt
Um 16:30 Uhr schleppen wir das Standmaterial ins Seitenfoyer der Konzerthalle und gemeinsam ist der Stand in nullkommanix aufgebaut. Es kann losgehen. Doch fast kommt es zu einem Supergau für die Halle – und alle Fans. Wegen der Currywurst ist der Manager kurz davor, das Konzert abzusagen, denn auf Mobys Konzerten soll es keine tierlichen Snacks geben. Passt ja auch nicht wirklich zu einem Künstler, dem es um Tierrechte und eine vegane Lebensweise geht. Die Currywurst wird also kurzerhand durch vegane Nuggets ersetzt und um 18 Uhr startet der Einlass planmäßig.
Vegane Infos für die Fans
Der beste Spot, um Menschen mit veganen Infos zu erreichen, ist scheinbar dort, wo sie in die Halle strömen. Also werden hunderte Broschüren und Flyer der Albert Schweitzer Stiftung den Fans angeboten, die diese förmlich aus den Händen “reissen”. Vermutlich gab es beim zweiten Blick eine kleine Irritation, im besten Fall im Nachgang, zu Hause, eine Beschäftigung mit den Themen.
Mitgefühl für Tiere in Endlosschleife
Während der Wartezeit vor dem Warm-Up-Act “Lady Blackbird” läuft ein Video der Albert Schweitzer Stiftung in Endlosschleife im Wechsel mit einem Video von Earth/Percent (The Music Industries Climate Foundation). Das Video zeigt auch ein Zitat vom Namensgeber der Stiftung “Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Mensch macht.”, ergänzt von dem Statement “Egal wie anders. Egal wie fremd. Kein Tier sollte für die Herstellung von Lebensmitteln leiden”. Kurz vor Start des Konzert erscheint eine Videobotschaft von Jane Goodall – gerichtet an Moby und alle Konzertbesucher: “Hallo, hier ist Jane Goodall. Als Allererstes, Moby, möchte ich dir vielmals für deine Unterstützung der Jane Goodall Legacy Foundation danken – dies wird einen großen Unterschied machen. Zweitens. Ich unterstütze dich mit meiner ganzen Kraft in deinen Bemühungen, das Wohlergehen von Tieren zu verbessern. Die intensive Landwirtschaft (Anmerk. Tierindustrie) schockt mich so sehr. Wenn ich an die Bedingungen denke, unter denen Tiere gehalten werden, um Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Und auch für Hundefutter oder Dünger. Wenn ich daran denke, dass jedes dieser Tiere ein empfindungsfähiges Wesen ist, fähig Angst und Schmerz zu fühlen und eine ganz eigene lebendige Persönlichkeit besitzt.[…]. Ich unterstütze dein Ziel, die Käfige zu leeren (empty the cages). Lasst uns die Käfige leeren, lasst uns übergehen zu einer pflanzenbasierten Ernährung. Lasst uns verstehen, wer Tiere wirklich sind und wie wichtig sie sind.”
Es gibt uns Hoffnung und Motivation, dass diese Botschaft vom Publikum mit lautem Jubel und Applaus gefeiert wurde.
Wochenstart mit einem Power-Konzert
Let’s party! Das Konzert startet mit viel Energie und hört auch damit auf. Moby hat für die Tour großartige MusikerInnen dabei und spielt seine größten Hits – viele davon neu interpretiert. Zwischendurch bringt er immer wieder kurze Anekdoten, die ihn sehr nahbar machen. Seine Message “VEGAN FOR LIVE", “protect the innocent defend the vulnerable” sichtbar auf seinem Hals tätowiert, ergänzt von “ANIMAL RIGHTS” in riesigen Block-Buchstaben auf seinen Armen, kommt rüber. Nach dem Konzert stoppen auch etliche Fans an unserem Infostand, bedanken sich, informieren sich, spenden.
100% der Gewinne für Tierrechtsorganisationen
Es ist über 10 Jahre her, seit Moby auf Tour war, aber jemand hat ihn daran erinnert, dass 2024 der 25. Jahrestag der Veröffentlichung seines erfolgreichen Albums "Play" ist, Moby erzählt auf dem Konzert, dass ihm Musik natürlich sehr wichtig ist, doch sein Hauptjob sei es, sich für Tierrechte einzusetzen. Der Deal war somit, dass 100% der Gewinne an Tierrechtsorganisationen gehen. In Berlin und Düsseldorf wurde die Albert Schweitzer Stiftung bedacht und so kam es zu einem Infostand der lokalen Aktionsgruppe.
Unser Highlight
Als Moby seine Motivation erläutert und die Organisationen nennt, an die die Düsseldorfer Gewinne gehen – Earth/Percent, Jane Goodall Legacy Foundation und die Albert Schweitzer Stiftung – bedankt er sich bei allen TierrechtsaktivistInnen, die an diesem Abend vor Ort sind. Damit sind auch wir gemeint. Diese Wertschätzung zu hören, ist so ein kostbarer Moment – denn oft erfahren Aktivistinnen, die sich für Tierrechte und eine vegane Lebensweise einsetzen, das genaue Gegenteil.
Moby ist ein Motivator für alle, die sich für eine vegane Lebensweise entschieden haben und für TierrechtsaktivistInnen, die sich für die Tiere und diese Lebensweise einsetzen. Anne von Sounds Vegan hat Moby im Juni interviewt und es gibt einen Passus, den wir gerne hier einbinden möchten. Moby: “Ich habe also die letzten 20 Jahre versucht, strategisch vorzugehen, damit mein Aktivismus nachhaltig ist. Für mich bedeutet das, dass ich ihn bis ans Ende meines Lebens betreiben kann und er effektiv ist. Schlussendlich ist die Rolle des Aktivismus nicht, dass man sich damit gut fühlt, sondern dass er die Welt verändern soll. […] So viele Aktivist*innen brennen aus. […] Wie schaffe ich es, dass ich das für immer tun kann? Ich möchte mich in jeder Sekunde meines Lebens auf meinen Tierrechtsaktivismus konzentrieren. Das ist das Ziel und als Resultat daraus, muss Aktivismus auch immer beinhalten, dass man sich um sich selbst kümmert. Das beinhaltet, gesund zu essen, zu meditieren, wandern zu gehen, sich in der Natur aufzuhalten und Musik zu hören. Diese Selbstpflege ermöglicht es uns, starke Aktivist*innen zu sein – jeden Tag, für den Rest unseres Lebens.”
Add-On Vegane MusikerInnen
Moby ist ein Künstler, der sich schon sehr lange für Tierrechte und eine vegane Lebensweise einsetzt. Sehr zu empfehlen sind sein Film Punk Rock Vegan Movie (2023), sein TEDx Talk Why I'm A Vegan (2018) und der Moby Podcast, in dem es auch um Tierrechte geht. Neben Moby gibt es viele weitere MusikerInnen, die sich für Tierrechte und eine vegane Lebensweise einsetzen. Viele findest du auf der Seite von Sounds Vegan. Deutsche MusikerInnen sind zum Beispiel der Pianist Konstantin Kopenhagen, Volk_music und Lulu Henn.
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